Sesam / ತಿಲ
mit Ranga Shankara Bengaluru/ Indien und Westflügel Leipzig
Till Eulenspiegel, der listig-derbe Anarchist aus dem alten deutschen Volksbuch, und ihm verwandte Narren und Trickster aus Asien stehen im Zentrum dieser Inszenierung mit Figuren, Masken und Live-Musik. Angesichts von gesellschaftlichen Spaltungen, internationalen Konflikten und Nachwirkungen der Pandemie, sozialer Ungleichheit und politischer Radikalisierung ist die Figur des furchtlosen Provokateurs, der schonungslos Wahrheiten aufdeckt, ungemein reizvoll.
Arm und Reich, Bauern und Könige, Handwerker und Priester werden von Till gleichermaßen hinters Licht geführt, ihre Schwächen werden aufgedeckt oder sie werden vom fahrenden Straßenkünstler einfach mit Gaukelei verwirrt.
Rückübersetzt heißt Till oder Til Sesam, wer also die Sanskrit-Schrift im Titel oben lesen kann, liest Til, also Sesam. Ein Korn, das schon vor tausenden von Jahren in Indien angebaut wurde und besonders kostbar ist für die Ölgewinnung. Sesam spielt eine Rolle bei Hindu-Festen und -Bräuchen und wird als Synonym verwendet für eine Winzigkeit, ein Kleinwenig, ein Quentchen.
Aus einer flüchtigen Begegnung von Surendranath mit Wilde & Vogel bei einem Figurentheater Festival entstand der Wunsch, gemeinsam eine Inszenierung zu erarbeiten, nach Jahren der internationalen Isolation während der Pandemie die Möglichkeit, sich unterstützt durch das Goethe Institut erstmals im indischen Bengaluru zu treffen. Nun stürzen sich die Akteur*innen auf und vor der Bühne in ein gemeinsames Abenteuer, immer entlang an Sprachverwirrung, unterschiedlichen kulturellen Prägungen, verschiedenen Generationen und einer Fülle von Geschichten, die entscheidende Frage klar vor Augen: Was sagt der Narr dazu?
Die Leute standen, rissen Augen und Mäuler auf und meinten tatsächlich, dass er fliegen würde. Da begann Eulenspiegel zu lachen und rief: »Ich meinte, es gäbe keinen Toren oder Narren in der Welt außer mir. Nun sehe ich aber, dass hier die ganze Stadt voller Toren ist. Und wenn ihr mir alle sagtet, dass ihr fliegen wolltet, ich glaubte es nicht. Aber ihr glaubt mir, einem Toren! Wie sollte ich fliegen können? Ich bin doch weder Gans noch Vogel! Auch habe ich keine Fittiche, und ohne Fittiche oder Federn kann niemand fliegen. Nun seht ihr wohl, dass es erlogen ist.«
Damit kehrte er sich um, lief vom Erker und ließ das Volk stehen.
Spiel: Soumya Bhagwat, Shravan Heggodu, Gagan Kumar, Sharat K
Figurenbau: Shravan Heggodu, Michael Vogel
Live-Musik, Komposition: Vivek G
Produktionsleitung, Dramaturgie, Licht: S Surendranath
Regie, Bühne: Michael Vogel
Dramaturgie, Musik-Beratung: Charlotte Wilde
Assistenz Produktion: Sharat K
Ranga Shankara Bengaluru/ Indien in Koproduktion mit Westflügel Leipzig , mit Unterstützung des Internationalen Koproduktionsfonds des Goethe Instituts.
(Fotos Dana Ersing. Michael Vogel)
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